Impulse für Einfache Sprache in Prüfungen

Korkpinnwand mit gelbem Zettel auf den eine Glühbirne gemalt ist, Photo by absolutvision, unsplash

Susanne Scharff, Dozentin für Textoptimierung und Trainerin für Einfache Sprache vom Institut für Textoptimierung (IFTO), hat uns am 21. Juli 2022 im Rahmen unseres virtuellen Vernetzungstreffens unter dem Motto „Einfache Sprache in Prüfungen. Klar. Eindeutig. Verständlich.“ Impulse für Einfache Sprache in Prüfungen vermittelt. Da wir davon überzeugt sind, dass alle von Einfacher Sprache in Prüfungen profitieren – sowohl zu prüfende Personen als auch Prüfer*innen selbst, haben wir die Inhalte ihres Vortrags zusammengefasst und dürfen sie mit dem Einverständnis des IFTO veröffentlichen.

Was ist Einfache Sprache und warum sollten sich Prüfer*innen mit ihr befassen?

Einfache Sprache verfolgt das Ziel, Sprachbarrieren zu reduzieren, den Fachinhalt jedoch nicht zu verändern. Einfache Sprache weist dabei die eine oder andere Parallele zur ebenfalls gut verständlichen Alltagssprache auf. Einfache Sprache ist oftmals kurz und knapp formuliert – das spart zu Prüfenden Zeit und schriftliche Aufgaben sind auch für Prüfende verständlicher und leichter zu bewerten. Dabei sind die Möglichkeiten zur Textoptimierung vielfältig – es gibt nie die perfekte Lösung, stattdessen ist es wichtig, sich Sprachbarrieren bewusst zu machen und im Kleinen anzufangen.

Impulse für Einfache Sprache – Tipps für die Umsetzung in der Praxis

Für die Prüfungspraxis und die Erstellung von Prüfungsaufgaben gibt es im Wesentlichen vier Ebenen, auf denen Texte mit Einfacher Sprache verbessert werden können:

1. Wortebene

Auf der Wortebene helfen folgende Hinweise, um Texte zu verbessern:

  • Worte mit mehreren Bedeutungen vermeiden → Warum statt aus welchem Grund
  • Substantivierung vermeiden und Verben verwenden → entscheiden statt Entscheidung treffen
  • Sprachbilder vermeiden, etwa im Auge behalten
  • uneindeutige Präpositionen meiden
  • starke, präzise Worte verwenden → prüfen statt überprüfen, investieren statt hineininvestieren
  • Wortschlangen vermeiden → laut Duden maximal 3 Wörter hintereinander, Bindestriche helfen beim Lesen
  • Verwirrungen vermeiden, etwa kleines Highlight
  • fachfremde Begriffe in der Prüfung erklären
  • Verneinungen können weniger gut erfasst werden als positive Formulierungen. Falls es unbedingt eine Verneinung im Text geben soll, dann in fett hervorheben!

2. Satzebene

Auf der Satzebene sollten folgende Hinweise beachtet werden:

  • Eindeutige Sätze formulieren, Interpretationsspielräume vermeiden.
  • Alltagssprachlich formulieren, keine unnötige Förmlichkeit.
  • W-Fragen (Warum?, Wie? etc.) präzise einsetzen.
  • Redewendungen vermeiden.
  • Schachtelsätze verwirren, stattdessen möglichst kurze Sätze im Aktiv formulieren.

3. Textebene

Folgende Impulse können bei der Verbesserung von Texten unterstützen:

  • Mach dir bewusst, was du sagen willst und was du von der Person wissen willst, mit der du sprichst.
  • Vermeide Passivkonstruktionen.
  • Gestalte den Text so, dass die Wörter in einem eindeutigen Sinnzusammenhang stehen.
  • Nutze Überschriften, um die Texte zu gliedern.

4. Layout der Prüfung

Folgende Impulse können bei der Verbesserung von Texten unterstützen:

  • Gestalte den Text so, dass die Wörter in einem eindeutigen Sinnzusammenhang stehen.
  • Nutze Überschriften, um die Texte zu gliedern.

Praxistipp für Ausbilder*innen

Einfache Sprache kann auch als Nachteilsausgleich beantragt werden. Dies ist bei schriftlichen und mündlichen Prüfungsvarianten möglich.

Auch Migrant*innen oder Geflüchtete profitieren immens von der Einfachen Sprache. Oftmals haben sie allerdings keinen formalen Anspruch auf Nachteilsausgleich. Hier kann es sich lohnen zu schauen, ob andere Gründe für den Nachteilsausgleich vorliegen, wie etwa eine Lese-Rechtschreibschwäche, Rechenschwäche etc.

Weiterführende Links: 

Institut für Textoptimierung (IFTO)

www.ifto.de

Materialien: www.ifto.de/shop/produkte/

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