Künstliche Intelligenz (KI) verändert die Berufsausbildung junger Menschen und zugehörige Prüfungen
Ehrenamtliche Prüfer*innen diskutierten bei einem Treffen des „Arbeitskreises Prüfung“ in der ver.di Bundesverwaltung mit Prof. Sascha Fauler (FOM Hochschule, Bonn) über die Auswirkungen dieser Entwicklung.
Einzug von KI-Applikationen im Arbeits- und Ausbildungsalltag
KI-Anwendungen halten immer weiter Einzug in den Arbeits- und Ausbildungsalltag. Schon in naher Zukunft wird es in den meisten Berufen selbstverständlich sein, KI-Applikationen als Hilfsmittel einzusetzen. Ein Beispiel ist die Nutzung von ChatGPT als Ideengeber für die eigene „Kopfarbeit“.
Neue Kompetenzen für die Zusammenarbeit von Menschen und Maschine
Für die Zusammenarbeit von Mensch und Maschine müssen neue Kompetenzen schon in der Berufsausbildung erworben, angewendet und geübt werden, so Prof. Fauler. Dazu gehört ein grundlegendes Wissen darüber, wie KI-Applikationen funktionieren und welche Begrenzungen sie haben. ChatGPT ist darauf ausgelegt, auf Basis vorhandener Daten menschenähnliche, aber nicht notwendigerweise „richtige“ Antworten zu liefern. Mit dem Stichwort „Prompt Design“ ist die Fähigkeit gemeint, die KI so mit Eingaben zu „füttern“, dass sie möglichst gute Antworten liefert. Letztlich muss der Mensch verstehen und gegebenenfalls korrigieren, was die Maschine liefert.
Am Erwerb von Fachkompetenzen in der Berufsausbildung darf deshalb kein Abstrich gemacht werden. Was bedeutet das für die Prüfungen, wenn KI zur Realität im Ausbildungsalltag geworden ist und Auszubildende Kompetenzen im Umgang damit erwerben müssen?
Zeitgemäße Veränderungen bei den Prüfungen nötig
Nach der gemeinsamen Diskussion könnte eine praktische Folge sein, gängige Sicherheitsmaßnahmen wie die Abschirmung von Prüfungsräumen vom Internet oder das Handyverbot zu überdenken. Prüfungen müssen realitätsgerecht und handlungsorientiert ablaufen. Deshalb sollten digitale Hilfsmittel, die längst Einzug in den Ausbildungs- und Berufsalltag gehalten haben, auch in den Prüfungen zugelassen werden. Unbedingt muss der kompetente Umgang mit den digitalen Hilfemitteln in der Prüfung abgebildet werden.
Bestimmte Prüfungsinstrumente, wie reine schriftliche Aufgaben in Form von Multiple-Choice-Aufgaben, könnten deshalb an Bedeutung verlieren. Andere Prüfungsinstrumente, wie das Fachgespräch, sind anzupassen.
Regelmäßiger Austausch im „Arbeitskreis Prüfung“
Im „Arbeitskreis Prüfung“ tauschen sich ehrenamtliche Prüfer*innen aus Gewerkschaften zu Themen und praktischen Fragen ihres Prüferehrenamtes aus. Der Arbeitskreis wird von ver.di, der IG Metall und der IG BCE unterstützt und von Gerhard Labusch-Schönwandt geleitet.